Di. 28.11.2017, 15.00 Uhr

Von den Römern zu den Merowingern - Archäologische Ausgrabungen in Söllingen

 

Es ist ein großes Anliegen der Archäologischen Denkmalpflege, vorgeschichtliche Denkmäler möglichst umfassend zu dokumentieren und auszuwerten. Eine leitende Position nimmt Britta Rabold, Referatsleiterin in der Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes und Gebietskonservatorin beim Regierungspräsidium, ein. Sie war bereits an bedeutsamen Ausgrabungen in ganz Baden-Württemberg beteiligt und leitete in den vergangenen fünf Jahren auch die archäologischen und von der Gemeinde Pfinztal finanzierten Ausgrabungen in Söllingen. Die promovierte Archäologin legte schon immer Wert darauf, die Ergebnisse der Grabungen und Forschungen einem breiten Interessentenkreis vor Ort verständlich zu machen. Nach Führungen während der Ausgrabungen berichtete sie nun einem großen Zuhörerkreis bei der Seniorenakademie Pfinztal über Erkenntnisse des Projekts. Von der Akribie der geleisteten Arbeit durch die Fachkräfte und einige ehrenamtliche Helfer konnten sich die Zuhörer ein gutes Bild machen. „Wir haben die Begeisterung für die Sache bei Ihrem Vortrag gespürt“, bekannte Versammlungsleiter Bernd Matthes der Referentin.

Sie sprach von einer „recht reichen vorgeschichtlichen Vergangenheit aus der Römer- und Merowingerzeit“. Die gerade abgeschlossenen Grabungen im Gewann Heilbrunn/Engelfeld, das nun zum Neubaugebiet wird, hätten wertvolle Erkenntnisse gebracht. Mit Sondagen-Suchschnitten wurde bereits 2011 begonnen, 2013 bis Mitte 2014 mussten Grabungen wegen Natur- und Artenschutzauflagen eingestellt werden. Die Hanglage ließ terrassierte antike Bebauung erahnen. Unter Einsatz großer Baumaschinen wurde zunächst im nördlichen Teil das Hauptgebäude einer Villa Rustica, ein Landgut, mit einer Frontlänge von 30 Metern und 18 Meter Breite entdeckt mit Stützelementen gegen den Hangschub. Die sehr stabilen Fundamente und Mauerreste mit exakt behauenen Quadersteinen sprechen für einige Höhe des Gebäudes. Verschiedene Bauphasen wurden nachgewiesen, normal für die Verweildauer der Römer, die um 120 n.Chr. kamen und 130 bis 140 Jahre blieben. Bei weiteren Grabungen im Südbereich wurde ein zweites römisches Gebäude, das nach den Funden auf eine Scheune oder Magazin schließen lasse, und eine Pflasterung, die Teil eines Straßenzuges Richtung Pfinz gewesen sein müsse, entdeckt. Alle Funde wurden dokumentiert; besonders wertvoll sei Orthofotografie mittels einer Drohne gewesen.

Im Bereich „Engelfeld“ erbrachten die Grabungen 108 Grabstätten aus der Merowingerzeit (550-750 n.Chr.), als Reihengräberfeld angelegt. Die Kammergräber waren bis auf wenige Ausnahmen beraubt, so dass von dem mit in die Gräber gegebenen Schmuck, (Ketten, Ohrschmuck, Gürtelgehänge), Waffen (Schwerter, Lanzen, Speerspitzen) und Keramik nur noch wenig erhalten blieb. Glasbecher, Eisenbeschläge und Tierknochen zählen noch zu den Funden. „Die Grabräuber haben ganze Arbeit geleistet“, bedauerte Rabold. „Verschont“ wurden erste christliche Symbole. Gefunden wurden auch Kinderbestattungen und ein Doppelgrab von einem Mann und einer Frau. Am Rand des Friedhofes fanden sich Kreisgräben, die auf Hügelgräber zur Bestattung der Oberschicht hinweisen. Gerettete Funde seien im Fundearchiv des Denkmalamtes gelagert. Es sei durchaus denkbar, dass bei der Bauerschließung in Heilbrunn/Engelfeld noch Relikte auftauchen. Es bestehe nach dem Gesetz Meldepflicht bei auffälligen Relikten.

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz

Referentin: Dr. Britta Rabold, Gebietskonservatorin und Fachbereichsleiterin der archäologischen
Denkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg



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Verabschiedung August Becker als Leiter der Pfinztaler Seniorenakademie

„Ein Segen für unsere Gesellschaft, ein Juwel für Pfinztal“
Nach 20 Jahren endet die Ära Becker in der Leitung der Seniorenakademie

Eine 20-jährige Ära der Seniorenakademie Pfinztal unter Führung und Verantwortung des „speziellen und außergewöhnlichen Menschen“, Pfarrer im Ruhestand August Becker, mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Rosi, geht zu Ende. Mit einer würdigen, niveauvollen Feierstunde verabschiedete die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Wegbegleiter und Freunde der Seniorenakademie ihren langjährigen Mentor und Inspirator aus dem Ehrenamt. Sie wurde zu einer Hommage für eine nunmehr 87-jährige Persönlichkeit, deren Wirken in Pfinztal und darüber hinaus unvergessen bleiben wird, wie Bürgermeisterin Nicola Bodner und Laudator Dr. Erwin Vetter, früherer Landesminister und Abgeordneter, in ihren sehr persönlich und viele Facetten ansprechenden Reden feststellten.

Es sei ein Geschenk für die Gemeinde und vor allem für die Senioren gewesen, als das Ehepaar Becker nach 35-jähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer in Mannheim in den Heimatort als „Ruhesitz“ zurückkehrte und sich bald für die Arbeit für Senioren „einspannen“ ließ. „Sie wussten, was Senioren für Geist, Körper und Seele brauchen“, schwärmte N. Bodner. Ein Seniorenbeirat entstand, aus dem heraus sich die Akademie entwickelte. „Wir haben uns durch Ihr Engagement und beharrliches Wirken, durch die Arbeit ihrer Tutoren und vieler kompetenter Referenten bereichert“. Zahlreiche Auszeichnungen und ein guter Ruf weit über Pfinztal hinaus würdigten bereits die segensreiche Arbeit der Einrichtung, die „Sie zu einer Seniorenfamilie gemacht haben“. Im 88.Lebensjahr noch geistig und körperlich erstaunlich fit, immer auf der Suche nach Neuem, ein Charakter mit Ecken und Kanten, die wir liebten, umschrieb Bodner treffend. Für das gemeinsame außergewöhnliche Engagement überreichte Bodner im Namen des Gemeinderates, der Ortschaftsräte und der Gemeindeverwaltung eine spezielle Urkunde und Präsente. Es werde mit der Akademie weitergehen, versicherte das Gemeindeoberhaupt. Im Team werden Dr. Bernd Matthes und Manfred Seyfried für die Planung verantwortlich zeichnen. Besonders erfreue sie, dass das Ehepaar Becker weiter der Akademie verbunden, auch Ratgeber bleiben will. August wird weiter den Geschichts- und Rosi den Literaturkreis leiten.

Viele Prädikate zeichneten den „ewigen Becker und seine Chefin Rosi“ aus, startete E. Vetter humorvoll seine Laudatio. Dem Arbeitersohn, studierten Theologen und der Volkswirtin und Religionspädagogin seien eigen: Wache Augen, klarer Verstand, Herzlichkeit, Glaubensstärke und Führungsqualitäten. „Die Pfinztaler Seniorenakademie ist im Land eine Spitzeneinrichtung der Seniorenarbeit“. Vetter skizzierte die „vielen guten Begegnungen“ mit Becker und die Entwicklung der Akademie, den besonderen Wert der Arbeit im Bereich moderne Medien, Kunst, Geschichte, Literatur, Kreativwerkstatt und bei Natur- und Umweltthemen. Dabei sei alles mit einer großen Arbeitsbelastung einhergegangen; Verlässlichkeit sei immer ein Trumpf gewesen. Vetter sprach seine Hochachtung über die Lebensleistung aus.

In seiner Erwiderung und seinen Dankesworten wurde mehrfach der Humor als weitere prägende Eigenschaft Beckers deutlich. Er verdeutlichte, mit interessanten Anekdoten unterlegt, seine seelsorgerische Tätigkeit in Mannheim, die Entwicklung der Akademie aus kleinsten Anfängen mit Überwindung einiger Widerstände im Detail und zeigte auch Stolz über deren Erfolgsgeschichte. Dank galt seinen vielen Helfern - „nur gemeinsam konnten wir stark sein“ – und dem treuen Stammpublikum. Er scheide nicht mit Wehmut, sondern spüre eine ungeheure Befreiung. Dem Alter entsprechend, gebe es nun kurzfristige Ziele, bei dem er sich und seine Frau doppelt beschirmt wüssten.   Das Streichorchester des Posaunenchores Söllingen sorgte unter Leitung von Walter Heiduck für eine gehaltvolle musikalische Umrahmung der Feierstunde. Unter Mithilfe einiger Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Mitstreiter aus dem Seniorenkreis hatten die Gäste bei Bewirtung vom kalten Büffet noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen mit und über Ehepaar Becker und ihr Wirken.   

 

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz