Di. 20.11.2018, 15.00 Uhr

Mein Kopf lässt mich manchmal im Stich - nur Gedächtnisstörungen oder doch schon eine Demenz?

 

„Demenz ist kein Todesurteil“

Vielbeachteter Vortrag zum Umgang mit Alzheimer-Erkrankungen
bei der Seniorenakademie

„Mein Kopf lässt mich manchmal im Stich – nur Gedächtnisstörungen oder schon eine Demenz?“ als Vortragsthema bei der Seniorakademie Pfinztal weckte augenscheinlich großes Interesse. Der Sitzungssaal im ev. Gemeindehaus Berghausen war prall gefüllt „wie schon lange nicht mehr“, so der Leiter Bernd Matthes. Der Vortrag reihe sich ein in die Beschäftigung des Aktionsbündnisses „Gemeinsam älter werden in Pfinztal“ mit dem Thema Demenz. Als Referentin stand die kompetente Geschäftsführerin der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg und 2.Bundesvorsitzende, Sylvia Kern, zur Verfügung. Mit ihrem mit zahlreichen konkreten Beispielen angereicherten Fachvortrag gewann sie die Aufmerksamkeit der wissbegierigen Zuhörer, was sich auch in zahlreichen Nachfragen dokumentierte.
Zur Begriffsklärung führte S.Kern an, unter Demenz verstehe man ein Muster an Symptomen, das viele Ursachen haben könne. Die Alzheimer-Erkrankung sei die häufigste dieser Ursachen. Inzwischen seien in Deutschland 1,7 Millionen (in Baden-Württemberg 200.000) Menschen demenzkrank. Bis 2050 werde sich die Zahl mindestens verdoppeln. Die Gesellschaft werde weiter altern; mit zunehmendem Alter steige die Wahrscheinlichkeit so zu erkranken. Bei den 80-Jährigen sei jeder Sechste betroffen. Ein gesünderes Altern trage zur Prävention bei. Negativ sei, dass immer mehr jung Erkrankte diagnostiziert werden. Heilung könne gegenwärtig nicht in Aussicht gestellt werden. Durch Medikamente könne ein Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt, dadurch für den Patienten wie für die Angehörigen mehr Lebensqualität erreicht werden. In zwei bis drei Jahren sei ein Bluttest zur Früherkennung möglich. „Aber will man das überhaupt“ fragte Kern in die Runde. Die Latenzphase, wo man die Krankheit noch garnicht merkt, könne 15 bis 30 Jahre dauern. Typisch seien unterschiedliche Krankheitsverläufe. Der Ausprägungsgrad reiche von geringen Veränderungen bis zum völligen Verlust der Selbstständigkeit.
Als Warnzeichen für Alzheimer-Erkrankungen, die mit einem langsam fortschreitenden Verlust von Gehirnnervenzellen einhergeht, gelten: Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis und der Alltagsbewältigung, räumliche und zeitliche Orientierungsstörungen, Vitalitätsverlust, sozialer Rückzug, Minderung kognitiver Fähigkeiten, Persönlichkeitsveränderungen (Misstrauen, Aggressivität, Sturheit, Stimmungsschwankungen). Überforderung und Ausgrenzen des Patienten sei ganz falsch. Empfohlen wird mutig zu sein und bei ersten Anzeichen zum Neurologen zu gehen. „Demenz ist keine Schande. Jeder Mensch, unabhängig von Intelligenz und Geschlecht, könne betroffen sein. Festgestellte Demenz ist auch kein Todesurteil. Es können noch viele gute Jahre folgen“. Risikoerhöhende genetische Faktoren, körperliche Gesundheit, Lebensgewohnheiten und Umwelteinflüsse spielen eine wesentliche Rolle. Geistig und sozial rege zu sein, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität gelten als Indikatoren der Vorbeugung. Den Angehörigen empfiehlt Sylvia Kern, Hilfe und Entlastung zu kennen und wahrzunehmen, finanzielle und rechtliche Ansprüche zu kennen und sich eine Vorsorgevollmacht geben zu lassen. Schön wäre es, wenn die Aussage mancher Ärzte zutreffen würde: Unsere Enkel werden kein Alzheimer mehr erleben. Eine definitive positive Aussage sei jetzt aber nicht möglich, schloss Kern ihre mit viel Beifall aufgenommenen Ausführungen.

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz



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Verabschiedung August Becker als Leiter der Pfinztaler Seniorenakademie

„Ein Segen für unsere Gesellschaft, ein Juwel für Pfinztal“
Nach 20 Jahren endet die Ära Becker in der Leitung der Seniorenakademie

Eine 20-jährige Ära der Seniorenakademie Pfinztal unter Führung und Verantwortung des „speziellen und außergewöhnlichen Menschen“, Pfarrer im Ruhestand August Becker, mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Rosi, geht zu Ende. Mit einer würdigen, niveauvollen Feierstunde verabschiedete die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Wegbegleiter und Freunde der Seniorenakademie ihren langjährigen Mentor und Inspirator aus dem Ehrenamt. Sie wurde zu einer Hommage für eine nunmehr 87-jährige Persönlichkeit, deren Wirken in Pfinztal und darüber hinaus unvergessen bleiben wird, wie Bürgermeisterin Nicola Bodner und Laudator Dr. Erwin Vetter, früherer Landesminister und Abgeordneter, in ihren sehr persönlich und viele Facetten ansprechenden Reden feststellten.

Es sei ein Geschenk für die Gemeinde und vor allem für die Senioren gewesen, als das Ehepaar Becker nach 35-jähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer in Mannheim in den Heimatort als „Ruhesitz“ zurückkehrte und sich bald für die Arbeit für Senioren „einspannen“ ließ. „Sie wussten, was Senioren für Geist, Körper und Seele brauchen“, schwärmte N. Bodner. Ein Seniorenbeirat entstand, aus dem heraus sich die Akademie entwickelte. „Wir haben uns durch Ihr Engagement und beharrliches Wirken, durch die Arbeit ihrer Tutoren und vieler kompetenter Referenten bereichert“. Zahlreiche Auszeichnungen und ein guter Ruf weit über Pfinztal hinaus würdigten bereits die segensreiche Arbeit der Einrichtung, die „Sie zu einer Seniorenfamilie gemacht haben“. Im 88.Lebensjahr noch geistig und körperlich erstaunlich fit, immer auf der Suche nach Neuem, ein Charakter mit Ecken und Kanten, die wir liebten, umschrieb Bodner treffend. Für das gemeinsame außergewöhnliche Engagement überreichte Bodner im Namen des Gemeinderates, der Ortschaftsräte und der Gemeindeverwaltung eine spezielle Urkunde und Präsente. Es werde mit der Akademie weitergehen, versicherte das Gemeindeoberhaupt. Im Team werden Dr. Bernd Matthes und Manfred Seyfried für die Planung verantwortlich zeichnen. Besonders erfreue sie, dass das Ehepaar Becker weiter der Akademie verbunden, auch Ratgeber bleiben will. August wird weiter den Geschichts- und Rosi den Literaturkreis leiten.

Viele Prädikate zeichneten den „ewigen Becker und seine Chefin Rosi“ aus, startete E. Vetter humorvoll seine Laudatio. Dem Arbeitersohn, studierten Theologen und der Volkswirtin und Religionspädagogin seien eigen: Wache Augen, klarer Verstand, Herzlichkeit, Glaubensstärke und Führungsqualitäten. „Die Pfinztaler Seniorenakademie ist im Land eine Spitzeneinrichtung der Seniorenarbeit“. Vetter skizzierte die „vielen guten Begegnungen“ mit Becker und die Entwicklung der Akademie, den besonderen Wert der Arbeit im Bereich moderne Medien, Kunst, Geschichte, Literatur, Kreativwerkstatt und bei Natur- und Umweltthemen. Dabei sei alles mit einer großen Arbeitsbelastung einhergegangen; Verlässlichkeit sei immer ein Trumpf gewesen. Vetter sprach seine Hochachtung über die Lebensleistung aus.

In seiner Erwiderung und seinen Dankesworten wurde mehrfach der Humor als weitere prägende Eigenschaft Beckers deutlich. Er verdeutlichte, mit interessanten Anekdoten unterlegt, seine seelsorgerische Tätigkeit in Mannheim, die Entwicklung der Akademie aus kleinsten Anfängen mit Überwindung einiger Widerstände im Detail und zeigte auch Stolz über deren Erfolgsgeschichte. Dank galt seinen vielen Helfern - „nur gemeinsam konnten wir stark sein“ – und dem treuen Stammpublikum. Er scheide nicht mit Wehmut, sondern spüre eine ungeheure Befreiung. Dem Alter entsprechend, gebe es nun kurzfristige Ziele, bei dem er sich und seine Frau doppelt beschirmt wüssten.   Das Streichorchester des Posaunenchores Söllingen sorgte unter Leitung von Walter Heiduck für eine gehaltvolle musikalische Umrahmung der Feierstunde. Unter Mithilfe einiger Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Mitstreiter aus dem Seniorenkreis hatten die Gäste bei Bewirtung vom kalten Büffet noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen mit und über Ehepaar Becker und ihr Wirken.   

 

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz