Di. 30.04.2019, 15.00 Uhr

Erbschaft und Vermögensübergabe

Ein Leben ohne Steuern und Abgaben gibt es nicht. Der Staat, die öffentliche Hand sorgt für uns auf vielfältige Weise, kassiert dafür aber auch auf vielfältige Weise. Selbst beim Tod, bei der Übergabe des im Laufe des Lebens angesammelten Vermögens, sei es Geld oder Grundbesitz, hält der Staat seine Hand auf, die Erbschaftssteuer wird fällig. Das kann für die Nachfolger manchmal eine böse Überraschung sein.
Um dem vorzubeugen lud die Pfinztaler Seniorenakademie zu einem Themennachmittag ein, der viele Interessierte anlockte. Sie hatte dafür  eine erfahrene Fachfrau gewonnen, Martina Zimmermann-Brase, Finanzwirtin, die seit 1991 eine eigene Steuerberatung mit inzwischen 24 Mitarbeiter/innen in Pfinztal-Berghausen und Neureut betreibt. Mit ihrer Geschäftspartnerin Yvonne Frank gab sie einen Überblick über die gesamte Rechtslage und wertvolle praktische Hinweise, auch in der anschließenden sehr lebhaften Diskussion.
Zunächst muss man feststellen, dass der Staat bei der Erbfolge große Steuerfreibeträge gewährt, für den Ehegatten und die Kinder sind es 500 000 bzw. 400 000 Euro, allerdings dann abnehmend in gerader Linie der Erben und sonstige Erwerber bis 20 000 Euro. Dazu gelten unterschiedliche Steuersätze von 30 bis 50Prozent des zu versteuernden Nachlasses. Besondere Versorgungsfreibeträge können dazukommen. So ist das vom Ehegatten oder Kindern weiterhin bewohnte Familienwohnheim für 10 Jahre steuerfrei. Diese Steuerfreiheit fällt bei weniger als 10 Jahren Selbstnutzung weg, Ausnahme: der Selbstnutzer geht ins Pflegeheim. Steuerfreiheit gilt auch für  den normalen Hausrat oder bewegliche Gegenstände wie das Auto mit geringem Wertansatz. Grundvermögen wird nach dem Ertragswert (Miete, Pacht) oder Sachwert (Herstellungs- bzw. Anschaffungskosten) bewertet.
Welche Möglichkeiten gibt es, dem Zugriff des Finanzamtes zuvor zu kommen? Dabei ist vor allem an den vorweggenommenen Erbgang durch  Schenkung zu denken. Dadurch ist die mehrfache Nutzung der Freibeträge alle 10 Jahre möglich. Eine größere Schenkung ist allerdings anzeigepflichtig beim Finanzamt. Man kann auch das Vermögen auf mehrere Personen verteilen. Zu denken ist auch an eine Immobilienübertragung mit Nießbrauch bzw. Wohnrecht. Eine Besonderheit ist die Gründung einer Familiengesellschaft.
So wurden von den Pfinztaler Steuerberaterinnen eine ganze Anzahl von Möglichkeiten, Erbschaftssteuer vorzubeugen, aufgezeigt. Eine Beratung ist da in manchen Fällen schon sinnvoll. So ist das „Berliner Testament“, nach dem sich Eheleute gegenseitig zu Alleinerben bestimmen, im vorgerückten Alter zu hinterfragen, wenn bei vorzeitigen Todesfällen von Kindern eine ganz neue Familiensituation in der Nachkommenschaft.eintritt.
„Die Erbschaftssteuer ist von allen Steuern am leichtesten vermeidbar“ so das Resümee dieser interessanten Informationsveranstaltung der Seniorenakademie. Es war die letzte der Serie 2018/19. Der Leiter Dr. Bernd Matthes versprach ein  gutes Programm 2019/2020, das bereits in Vorbereitung ist.

Text: Christian Mittelstraß



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Verabschiedung August Becker als Leiter der Pfinztaler Seniorenakademie

„Ein Segen für unsere Gesellschaft, ein Juwel für Pfinztal“
Nach 20 Jahren endet die Ära Becker in der Leitung der Seniorenakademie

Eine 20-jährige Ära der Seniorenakademie Pfinztal unter Führung und Verantwortung des „speziellen und außergewöhnlichen Menschen“, Pfarrer im Ruhestand August Becker, mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Rosi, geht zu Ende. Mit einer würdigen, niveauvollen Feierstunde verabschiedete die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Wegbegleiter und Freunde der Seniorenakademie ihren langjährigen Mentor und Inspirator aus dem Ehrenamt. Sie wurde zu einer Hommage für eine nunmehr 87-jährige Persönlichkeit, deren Wirken in Pfinztal und darüber hinaus unvergessen bleiben wird, wie Bürgermeisterin Nicola Bodner und Laudator Dr. Erwin Vetter, früherer Landesminister und Abgeordneter, in ihren sehr persönlich und viele Facetten ansprechenden Reden feststellten.

Es sei ein Geschenk für die Gemeinde und vor allem für die Senioren gewesen, als das Ehepaar Becker nach 35-jähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer in Mannheim in den Heimatort als „Ruhesitz“ zurückkehrte und sich bald für die Arbeit für Senioren „einspannen“ ließ. „Sie wussten, was Senioren für Geist, Körper und Seele brauchen“, schwärmte N. Bodner. Ein Seniorenbeirat entstand, aus dem heraus sich die Akademie entwickelte. „Wir haben uns durch Ihr Engagement und beharrliches Wirken, durch die Arbeit ihrer Tutoren und vieler kompetenter Referenten bereichert“. Zahlreiche Auszeichnungen und ein guter Ruf weit über Pfinztal hinaus würdigten bereits die segensreiche Arbeit der Einrichtung, die „Sie zu einer Seniorenfamilie gemacht haben“. Im 88.Lebensjahr noch geistig und körperlich erstaunlich fit, immer auf der Suche nach Neuem, ein Charakter mit Ecken und Kanten, die wir liebten, umschrieb Bodner treffend. Für das gemeinsame außergewöhnliche Engagement überreichte Bodner im Namen des Gemeinderates, der Ortschaftsräte und der Gemeindeverwaltung eine spezielle Urkunde und Präsente. Es werde mit der Akademie weitergehen, versicherte das Gemeindeoberhaupt. Im Team werden Dr. Bernd Matthes und Manfred Seyfried für die Planung verantwortlich zeichnen. Besonders erfreue sie, dass das Ehepaar Becker weiter der Akademie verbunden, auch Ratgeber bleiben will. August wird weiter den Geschichts- und Rosi den Literaturkreis leiten.

Viele Prädikate zeichneten den „ewigen Becker und seine Chefin Rosi“ aus, startete E. Vetter humorvoll seine Laudatio. Dem Arbeitersohn, studierten Theologen und der Volkswirtin und Religionspädagogin seien eigen: Wache Augen, klarer Verstand, Herzlichkeit, Glaubensstärke und Führungsqualitäten. „Die Pfinztaler Seniorenakademie ist im Land eine Spitzeneinrichtung der Seniorenarbeit“. Vetter skizzierte die „vielen guten Begegnungen“ mit Becker und die Entwicklung der Akademie, den besonderen Wert der Arbeit im Bereich moderne Medien, Kunst, Geschichte, Literatur, Kreativwerkstatt und bei Natur- und Umweltthemen. Dabei sei alles mit einer großen Arbeitsbelastung einhergegangen; Verlässlichkeit sei immer ein Trumpf gewesen. Vetter sprach seine Hochachtung über die Lebensleistung aus.

In seiner Erwiderung und seinen Dankesworten wurde mehrfach der Humor als weitere prägende Eigenschaft Beckers deutlich. Er verdeutlichte, mit interessanten Anekdoten unterlegt, seine seelsorgerische Tätigkeit in Mannheim, die Entwicklung der Akademie aus kleinsten Anfängen mit Überwindung einiger Widerstände im Detail und zeigte auch Stolz über deren Erfolgsgeschichte. Dank galt seinen vielen Helfern - „nur gemeinsam konnten wir stark sein“ – und dem treuen Stammpublikum. Er scheide nicht mit Wehmut, sondern spüre eine ungeheure Befreiung. Dem Alter entsprechend, gebe es nun kurzfristige Ziele, bei dem er sich und seine Frau doppelt beschirmt wüssten.   Das Streichorchester des Posaunenchores Söllingen sorgte unter Leitung von Walter Heiduck für eine gehaltvolle musikalische Umrahmung der Feierstunde. Unter Mithilfe einiger Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Mitstreiter aus dem Seniorenkreis hatten die Gäste bei Bewirtung vom kalten Büffet noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen mit und über Ehepaar Becker und ihr Wirken.   

 

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz