Di. 29.10.2019, 15.00 Uhr

Osteoporose - die schleichende Volkskrankheit

„Osteoporose – die schleichende Volkskrankheit“
Gut besuchter Vortrag bei Seniorenakademie Pfinztal

Medizinische Themen bleiben „der Renner“ in der Vortragsreihe der Seniorenakademie Pfinztal. Voll gefüllt waren die Stuhlreihen mit rund hundert Zuhörern im Versammlungsraum des evangelischen Gemeindehauses Berghausen. Dabei stand ein Thema im Mittelpunkt, das gerade vielen der älteren Generation unter den Nägeln brennt: die inzwischen zur Volkskrankheit gewordene Osteoporose, der Knochenschwund. Sechs Millionen Patienten mit dieser Krankheit gibt es inzwischen in Deutschland, wusste Referent Peter Albrecht, Chefarzt im Zentrum für Altersmedizin im Klinikum Mittelbaden-Baden-Baden-Bühl zu berichten.
Der Knochen ist ein faszinierendes Organ, bekannte der Geriatrie-Experte. Osteoporose sei sowohl ein krankhafter als auch ein normaler Alterungsprozess. Bei der chronischen Erkrankung nehme die Knochenmasse und -dichte im Verlauf schleichend ab, das Risiko für Knochenbrüche werde erhöht. Im Gegensatz zum feinporigen gesunden Knochen stelle man am kranken Knochen eine gröbere Struktur mit Störung des Tragwerkes und Substanzdefizite fest, die den Knochen porös, instabil, fragil machen. Die größte Knochendichte erreichten Frauen mit 35, Männer mit 45 Jahren. Deshalb und wegen der höheren Lebenserwartung würden Frauen im Alter öfter Knochenbrüche erleiden. Bis zu einem Lebensalter von 50/60 Jahren könnten sich Knochen durch aufbauende Zellen selbst erneuern.
Eine wesentliche Rolle für den Knochenaufbau spiele das Vitamin D. Eine ausreichende Versorgung damit sei für alle Altersgruppen wichtig. Das Hormon sei an vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und nehme eine wichtige Rolle für Knochen und Muskelkraft ein. Für starke, gesunde Knochen ist Vitamin D unverzichtbar, so Peter Albrecht. Es beeinflusse die Knochengesundheit auf vielfältige Weise: Beteiligung an der Regulation des Calciumhaushalts und Unterstützung der Einlagerung von Calcium in den Knochen (zu wenig Vitamin D entzieht dem Knochen Calcium und macht ihn osteoporös), Förderung des Knochenwachstums und Entgegenwirken gegen knochenabbauende Prozesse durch das Parathormon. Vitamin D-Mangel sei ein weit verbreitetes Phänomen in Deutschland. Nur ein Prozent der Osteoporose-Patienten hätten einen optimalen Vitamin D-Spiegel. Als Ursachen für den Mangel gelten vor allem eine unzureichende körpereigene Vitaminbildung (kann 80 bis 90 % des Bedarfs abdecken) und zu geringe Aufnahme über die Ernährung, aber auch eine Cortison-Dauertherapie, Protonenpumpenhemmer, Medikamente bei Brustkrebs oder Abführmittel. Erstere werde in erster Linie durch zu häufige Aufenthalte in geschlossenen Räumen und zu kurzes Verweilen im Sonnenlicht verursacht, gerade bei älteren Menschen problematisch. Hier sei das Verwenden von Sonnenschutzmitteln und sogar Tagescremes kontraproduktiv. Albrecht bekannte, dass es schwierig sei, den Bedarf über die Nahrung zu decken. Zu den positivsten Lieferanten zählten fettreicher Fisch (Hering, Aal, Lebertran). Weitere gezeigte Beispiele verdeutlichten, dass hohe Verzehrmengen an Fleisch, Milch und Milchprodukten, Eiern oder Gemüse notwendig wären, um die empfohlene Mindestmenge von 1000 bis 3000 I.E. pro Tag abzudecken. Not-falls werde eine dauerhafte tägliche Einnahme von Vitamin D (Supplimentierung) empfohlen; es sei auch rezeptfrei zu beziehen. Als weitere Beispiele wurden Bisphosphonate und das Parathormon genannt.
Zur Vorbeugung sei vor allem „Bewegung, Bewegung, Bewegung“ an der frischen Luft zu empfehlen.

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz



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Verabschiedung August Becker als Leiter der Pfinztaler Seniorenakademie

„Ein Segen für unsere Gesellschaft, ein Juwel für Pfinztal“
Nach 20 Jahren endet die Ära Becker in der Leitung der Seniorenakademie

Eine 20-jährige Ära der Seniorenakademie Pfinztal unter Führung und Verantwortung des „speziellen und außergewöhnlichen Menschen“, Pfarrer im Ruhestand August Becker, mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Rosi, geht zu Ende. Mit einer würdigen, niveauvollen Feierstunde verabschiedete die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Wegbegleiter und Freunde der Seniorenakademie ihren langjährigen Mentor und Inspirator aus dem Ehrenamt. Sie wurde zu einer Hommage für eine nunmehr 87-jährige Persönlichkeit, deren Wirken in Pfinztal und darüber hinaus unvergessen bleiben wird, wie Bürgermeisterin Nicola Bodner und Laudator Dr. Erwin Vetter, früherer Landesminister und Abgeordneter, in ihren sehr persönlich und viele Facetten ansprechenden Reden feststellten.

Es sei ein Geschenk für die Gemeinde und vor allem für die Senioren gewesen, als das Ehepaar Becker nach 35-jähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer in Mannheim in den Heimatort als „Ruhesitz“ zurückkehrte und sich bald für die Arbeit für Senioren „einspannen“ ließ. „Sie wussten, was Senioren für Geist, Körper und Seele brauchen“, schwärmte N. Bodner. Ein Seniorenbeirat entstand, aus dem heraus sich die Akademie entwickelte. „Wir haben uns durch Ihr Engagement und beharrliches Wirken, durch die Arbeit ihrer Tutoren und vieler kompetenter Referenten bereichert“. Zahlreiche Auszeichnungen und ein guter Ruf weit über Pfinztal hinaus würdigten bereits die segensreiche Arbeit der Einrichtung, die „Sie zu einer Seniorenfamilie gemacht haben“. Im 88.Lebensjahr noch geistig und körperlich erstaunlich fit, immer auf der Suche nach Neuem, ein Charakter mit Ecken und Kanten, die wir liebten, umschrieb Bodner treffend. Für das gemeinsame außergewöhnliche Engagement überreichte Bodner im Namen des Gemeinderates, der Ortschaftsräte und der Gemeindeverwaltung eine spezielle Urkunde und Präsente. Es werde mit der Akademie weitergehen, versicherte das Gemeindeoberhaupt. Im Team werden Dr. Bernd Matthes und Manfred Seyfried für die Planung verantwortlich zeichnen. Besonders erfreue sie, dass das Ehepaar Becker weiter der Akademie verbunden, auch Ratgeber bleiben will. August wird weiter den Geschichts- und Rosi den Literaturkreis leiten.

Viele Prädikate zeichneten den „ewigen Becker und seine Chefin Rosi“ aus, startete E. Vetter humorvoll seine Laudatio. Dem Arbeitersohn, studierten Theologen und der Volkswirtin und Religionspädagogin seien eigen: Wache Augen, klarer Verstand, Herzlichkeit, Glaubensstärke und Führungsqualitäten. „Die Pfinztaler Seniorenakademie ist im Land eine Spitzeneinrichtung der Seniorenarbeit“. Vetter skizzierte die „vielen guten Begegnungen“ mit Becker und die Entwicklung der Akademie, den besonderen Wert der Arbeit im Bereich moderne Medien, Kunst, Geschichte, Literatur, Kreativwerkstatt und bei Natur- und Umweltthemen. Dabei sei alles mit einer großen Arbeitsbelastung einhergegangen; Verlässlichkeit sei immer ein Trumpf gewesen. Vetter sprach seine Hochachtung über die Lebensleistung aus.

In seiner Erwiderung und seinen Dankesworten wurde mehrfach der Humor als weitere prägende Eigenschaft Beckers deutlich. Er verdeutlichte, mit interessanten Anekdoten unterlegt, seine seelsorgerische Tätigkeit in Mannheim, die Entwicklung der Akademie aus kleinsten Anfängen mit Überwindung einiger Widerstände im Detail und zeigte auch Stolz über deren Erfolgsgeschichte. Dank galt seinen vielen Helfern - „nur gemeinsam konnten wir stark sein“ – und dem treuen Stammpublikum. Er scheide nicht mit Wehmut, sondern spüre eine ungeheure Befreiung. Dem Alter entsprechend, gebe es nun kurzfristige Ziele, bei dem er sich und seine Frau doppelt beschirmt wüssten.   Das Streichorchester des Posaunenchores Söllingen sorgte unter Leitung von Walter Heiduck für eine gehaltvolle musikalische Umrahmung der Feierstunde. Unter Mithilfe einiger Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Mitstreiter aus dem Seniorenkreis hatten die Gäste bei Bewirtung vom kalten Büffet noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen mit und über Ehepaar Becker und ihr Wirken.   

 

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz