Di. 21.01.2020, 15.00 Uhr

Der Schlaf - Eine Reise durch die Nacht

 

 

„Schlaf ist anderer Zustand des Aktivseins“
Dr. Matthias Berger referierte über Somnologie in Seniorenakademie Pfinztal

An den vollbesetzten Stuhlreihen des evangelischen Gemeindehauses war beim ersten Termin im neuen Jahr der Vortragsreihe der Seniorenakademie Pfinztal bereits zu erkennen, dass das Thema auf großes Interesse stieß. „Der Schlaf – eine Reise durch die Nacht“ hatte Referent Dr. Matthias Berger, HNO-Arzt und ärztlicher Leiter des Kompetenzzentrums für Schlafmedizin am Städtischen Klinikum Karlsruhe, seinen Vortrag betitelt und damit eine Thematik ausgewählt, mit der sich gerade die ältere Generation oft fast täglich beschäftigt.

Die Somnologie, die Lehre von der Schlafforschung und Schlafmedizin, sei ein noch recht junges Teilgebiet der Medizin, wenn sich auch bereits die Griechen und Römer mit dem Thema Schlaf befassten, berichtete der Mediziner zu Beginn seines die Zuhörer fesselnden Referats. „Warum schlafen wir überhaupt?“ fragte er in die Runde und bekam die erwarteten Antworten: „um uns zu erholen“, „zur Regeneration“. Mit dem Thema Schlaf würden sich die Menschen meistens aber erst intensiv beschäftigen, wenn dieser nicht, wie gewünscht, funktioniert, es zu dauerhaften Schlafstörungen kommt. Lange habe die Vorstellung geherrscht, es existiere eine „Brüderlichkeit“ zwischen dem Schlaf und dem Tod. Heute wissen wir aber, dass der Schlaf ein höchst komplexer, aktiver Zustand ist, der rein gar nichts mit dem Tod zu tun hat, so Berger. Bahnbrechend für die Schlafmedizin sei die Entdeckung der EEG (Elektroenzephalografie) in den 1920er-Jahren gewesen, durch die es möglich wurde, den Schlaf bei Probanden zu messen, ohne diese zu wecken. Heute sei die Entwicklung nach weiteren Entdeckungen in den 60er-Jahren durch den Einsatz von Somnografiegeräten weit fortgeschritten.  An diese werden im Schlaflabor Probanden mit Schlafstörungen angeschlossen und dabei Körpersignale wie Hirnströme, Atem- und Augenbewegungen, Muskelanspannung, Körpertemperatur oder Sauerstoffsättigung des Blutes gemessen. So könnten auch Schlafphasen erkannt werden. Nach den ersten beiden Schlafphasen gleiten wir nach etwa 20 Minuten in den Tiefschlaf. Werde man daraus aufgeweckt, reagieren die meisten unleidlich, zunächst desorientiert. Träume werden nur vage erinnert. Nach etwa 90 Minuten folge die 1950 entdeckte REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), der „Traumschlaf“. Hier zeigen sich schnelle Augenbewegungen und eine höhere Gehirnaktivität, aber vollkommen erschlaffte Muskulatur. Sei dies nicht der Fall, gelte es als Hinweis auf Krankheiten. Beim Wecken sind die Menschen rasch wach, können sich gut an Träume erinnern. Traumdeutungen seien aber schwierig. Dr. Berger wies auch auf den großen Einfluss des Sonnenlichts für den Schlaf-Wach-Rhythmus hin. Unsere innere Uhr werde entscheidend durch Sonnenlicht synchronisiert. Tagesschläfrigkeit könne durch Power-Napping, das Nickerchen zwischendurch (bis 20 Minuten), begegnet werden. Hormonaktivitäten spielen bei der Schlafqualität ebenso eine wichtige Rolle. Bei drei- bis viermaligem Nichteinschlafen nach 30 Minuten in der Woche und dies über einen längeren Zeitraum könne man von Symptomen einer Schlafstörung sprechen. Es sei dann besser, wieder aufzustehen und Entspannungsübungen zu machen. Schlafstörungen seien oft Folge von körperlichen Erkrankungen, psychischen und Stressbelastungen oder Nebenwirkungen von Arzneimitteln. Alkohol als schlafförderndes Mittel stellte Berger in Abrede. Die Schlaflänge sei extrem individuell; ein Abweichen von der Norm (sechs bis sieben Stunden für Erwachsene) müsse nicht krankhaft sein. Schlafdefizite könnten aufgeholt werden. Längerer Schlafentzug sei eine extreme Foltermaßnahme. Es sollte ins Bett gegangen werden, wenn Schlafbereitschaft bestehe. Als Raumtemperatur im Schlafzimmer seien 17 bis 19 Grad zu empfehlen.

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz



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Verabschiedung August Becker als Leiter der Pfinztaler Seniorenakademie

„Ein Segen für unsere Gesellschaft, ein Juwel für Pfinztal“
Nach 20 Jahren endet die Ära Becker in der Leitung der Seniorenakademie

Eine 20-jährige Ära der Seniorenakademie Pfinztal unter Führung und Verantwortung des „speziellen und außergewöhnlichen Menschen“, Pfarrer im Ruhestand August Becker, mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Rosi, geht zu Ende. Mit einer würdigen, niveauvollen Feierstunde verabschiedete die Gemeinde in Anwesenheit zahlreicher Wegbegleiter und Freunde der Seniorenakademie ihren langjährigen Mentor und Inspirator aus dem Ehrenamt. Sie wurde zu einer Hommage für eine nunmehr 87-jährige Persönlichkeit, deren Wirken in Pfinztal und darüber hinaus unvergessen bleiben wird, wie Bürgermeisterin Nicola Bodner und Laudator Dr. Erwin Vetter, früherer Landesminister und Abgeordneter, in ihren sehr persönlich und viele Facetten ansprechenden Reden feststellten.

Es sei ein Geschenk für die Gemeinde und vor allem für die Senioren gewesen, als das Ehepaar Becker nach 35-jähriger Tätigkeit als Stadtpfarrer in Mannheim in den Heimatort als „Ruhesitz“ zurückkehrte und sich bald für die Arbeit für Senioren „einspannen“ ließ. „Sie wussten, was Senioren für Geist, Körper und Seele brauchen“, schwärmte N. Bodner. Ein Seniorenbeirat entstand, aus dem heraus sich die Akademie entwickelte. „Wir haben uns durch Ihr Engagement und beharrliches Wirken, durch die Arbeit ihrer Tutoren und vieler kompetenter Referenten bereichert“. Zahlreiche Auszeichnungen und ein guter Ruf weit über Pfinztal hinaus würdigten bereits die segensreiche Arbeit der Einrichtung, die „Sie zu einer Seniorenfamilie gemacht haben“. Im 88.Lebensjahr noch geistig und körperlich erstaunlich fit, immer auf der Suche nach Neuem, ein Charakter mit Ecken und Kanten, die wir liebten, umschrieb Bodner treffend. Für das gemeinsame außergewöhnliche Engagement überreichte Bodner im Namen des Gemeinderates, der Ortschaftsräte und der Gemeindeverwaltung eine spezielle Urkunde und Präsente. Es werde mit der Akademie weitergehen, versicherte das Gemeindeoberhaupt. Im Team werden Dr. Bernd Matthes und Manfred Seyfried für die Planung verantwortlich zeichnen. Besonders erfreue sie, dass das Ehepaar Becker weiter der Akademie verbunden, auch Ratgeber bleiben will. August wird weiter den Geschichts- und Rosi den Literaturkreis leiten.

Viele Prädikate zeichneten den „ewigen Becker und seine Chefin Rosi“ aus, startete E. Vetter humorvoll seine Laudatio. Dem Arbeitersohn, studierten Theologen und der Volkswirtin und Religionspädagogin seien eigen: Wache Augen, klarer Verstand, Herzlichkeit, Glaubensstärke und Führungsqualitäten. „Die Pfinztaler Seniorenakademie ist im Land eine Spitzeneinrichtung der Seniorenarbeit“. Vetter skizzierte die „vielen guten Begegnungen“ mit Becker und die Entwicklung der Akademie, den besonderen Wert der Arbeit im Bereich moderne Medien, Kunst, Geschichte, Literatur, Kreativwerkstatt und bei Natur- und Umweltthemen. Dabei sei alles mit einer großen Arbeitsbelastung einhergegangen; Verlässlichkeit sei immer ein Trumpf gewesen. Vetter sprach seine Hochachtung über die Lebensleistung aus.

In seiner Erwiderung und seinen Dankesworten wurde mehrfach der Humor als weitere prägende Eigenschaft Beckers deutlich. Er verdeutlichte, mit interessanten Anekdoten unterlegt, seine seelsorgerische Tätigkeit in Mannheim, die Entwicklung der Akademie aus kleinsten Anfängen mit Überwindung einiger Widerstände im Detail und zeigte auch Stolz über deren Erfolgsgeschichte. Dank galt seinen vielen Helfern - „nur gemeinsam konnten wir stark sein“ – und dem treuen Stammpublikum. Er scheide nicht mit Wehmut, sondern spüre eine ungeheure Befreiung. Dem Alter entsprechend, gebe es nun kurzfristige Ziele, bei dem er sich und seine Frau doppelt beschirmt wüssten.   Das Streichorchester des Posaunenchores Söllingen sorgte unter Leitung von Walter Heiduck für eine gehaltvolle musikalische Umrahmung der Feierstunde. Unter Mithilfe einiger Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung und Mitstreiter aus dem Seniorenkreis hatten die Gäste bei Bewirtung vom kalten Büffet noch reichlich Gelegenheit zu Gesprächen mit und über Ehepaar Becker und ihr Wirken.   

 

Text und Foto: Karl-Heinz Wenz